Anzeige // Ausstellung – Wie der Wein nach Wismar kam
Leckere Weine finden sich heute in Wismar nicht nur in Weinhandlungen, sondern so gut wie in jedem Supermarkt. Doch wie war das eigentlich früher? Trank man beispielsweise im Mittelalter an der Ostseeküste schon Wein vom Rhein? Und wenn ja, wie kamen die edlen Tropfen überhaupt in die Hansestadt? Diesen und vielen anderen Fragen widmet sich die Sonderausstellung „Wie der Wein nach Wismar kam“, die noch bis Juni 2025 im SCHABBELL, dem Museum für die Stadtgeschichte von Wismar, zu sehen ist.
Wismar: Bierstadt mit einer langen Weingeschichte
Dass Wismar als Bierstadt gilt, ist allgemein bekannt und manifestiert sich insbesondere im SCHABBELL. Das Gebäude-Ensemble an der Schweinsbrücke besteht nämlich nicht nur aus einem mittelalterlichen Dielenhaus, sondern auch aus einem Wohn- und Brauhaus aus dem späten 16. Jahrhundert.
Bereits kurz nach der Stadtgründung spielte neben Bier, das in der Hansestadt selbst hergestellt wurde, auch der Wein eine bedeutende Rolle. Erste Quellen belegen den Handel mit Rhein- und Franzwein, der über den Seeweg in die Stadt gelangte. Der Stadtrat hatte dabei strenge Kontrollmechanismen eingeführt, um Qualität und Besteuerung sicherzustellen. Die Ausstellung, die sich im Dachgeschoss des Museums für Stadtgeschichte befindet, erklärt anschaulich, dass der Wein in der Regel aus dem Elsass und vom Oberrhein stammte. Über die Niederlande gelangte er per Schiff in den Ostseeraum, wo er in Wismar und Lübeck entladen wurde. Vor dem Weiterverkauf wurde er von den Ratsweinherren im Gewölbe geprüft (und vermutlich auch ausgiebig probiert … 😉 …). Nur einwandfreier Wein durfte verkauft werden, verdorbene Ware wurde zurückgeschickt.
Trinkkultur und Weingenuss im Mittelalter
Die Exponate der Ausstellung zeigen, wie sich die Trinkkultur über die Jahrhunderte veränderte. Besonders beeindruckend sind die archäologischen Funde aus Wismar selbst – darunter filigrane Stangengläser aus Böhmen und eine mittelalterliche Pilgerflasche, die einst Heinrich SCHABBELL höchstpersönlich gehört haben soll.
Nach wie vor fasziniert mich das Mittelalter sehr. Und deswegen verrate ich dir noch ein bisschen mehr über die Trinkkultur (des Weines) aus dieser Zeit. Denn der Weinkonsum war damals in Wismar streng reglementiert. Der Stadtrat legte fest, wer Wein ausschenken durfte und bestimmte die zulässige Qualität des Weines. Auch der Konsum war nicht uneingeschränkt erlaubt. So gab es Vorschriften, die sicherstellen sollten, dass die Bürger nicht zu viel Wein tranken. Besonders Frauen unterlagen strikten Regeln: Eine Quelle aus dem 15. Jahrhundert belegt beispielsweise, dass es Frauen verboten war, bei Kindbetterinnen (also Frauen, die gerade entbunden hatten) übermäßig viel Gewürzwein zu trinken.
Beeindruckende Archäologische Funde aus Wismar – darunter filigrane Stangengläser aus Böhmen und eine mittelalterliche Pilgerflasche
Wein war zudem ein gesellschaftliches Statussymbol. Während wohlhabende Kaufleute teure Importweine in aufwendig verzierten Gläsern genossen, wurde einfacher Wein in Tonkrügen ausgeschenkt. Bei offiziellen Feierlichkeiten durfte Wein nur in bestimmten Mengen ausgeschenkt werden, um übermäßigen Alkoholkonsum zu verhindern. Unter Umständen wäre das auch in heutigen Zeiten hin und wieder keine schlechte Idee, oder?
Der Wein in Wismar im 20. Jahrhundert
Natürlich geht es in der Ausstellung nicht nur um das Mittelalter. Vielmehr wird hier eine anschauliche Zusammenfassung gegeben, wie sich die Trinkkultur über die Jahrhunderte entwickelt hat. Dabei wird auch die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, während der DDR und danach beleuchtet.
Nach dem Krieg änderte sich die Weinkultur in Wismar stark. Viele Weinhändler mussten ihr Geschäft aufgeben oder wurden verstaatlicht. Während der DDR war der Zugang zu hochwertigen Weinen eingeschränkt, und vor allem günstige, oft aus sozialistischen Bruderstaaten importierte Weine dominierten den Markt. Erst nach der Wiedervereinigung 1990 kam es zu einer Renaissance des Weingenusses, als private Weinhandlungen wieder eröffneten und internationale Weine leichter verfügbar wurden.
Ich will ja nicht zu viel verraten, aber überraschenderweise fand ich gerade die Entwicklung in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1990er Jahre ziemlich spannend. Besonders, wenn man bedenkt, dass bis heute in der Hanse Sektkellerei Wismar Sekt und Schaumwein produziert, verkauft und probiert wird.
Ein Muss für Kultur- und Genussliebhaber
„Wie der Wein nach Wismar kam“ ist eine wirklich interessante Sonderausstellung, die mir sehr gut gefallen hat. Sie ist ideal aufgebaut – mit vielen anschaulichen Infotafeln, originalen Exponaten und interaktiven Elementen. Und da ich mich nun schon so ausführlich mit der langen Weingeschichte von Wismar beschäftigte, bin ich danach noch durch das restliche Museum spaziert und habe mein Wissen über die Hansestadt aufgefrischt. Schön war’s!
Eintritt und Besuch
Die Ausstellung „Wie der Wein nach Wismar kam“ kann mit einem Kombiticket für das gesamte SCHABBELL oder einzeln besucht werden:
1. Eintritt ins SCHABBELL inklusive Sonderausstellung: 6 Euro pro Person
2. Eintritt nur in die Sonderausstellung: 3 Euro pro Person
Genieße deine Zeit
Wismar hat nicht nur eine spannende Weingeschichte zu bieten, sondern noch so viel mehr. Die Stadt begeistert mit ihrer historischen Altstadt, den beeindruckenden Backsteingebäuden und der einzigartigen Lage an der Ostsee. Wer das SCHABBELL besucht, sollte sich unbedingt Zeit nehmen, um noch weiter durch die Straßen der Hansestadt zu schlendern und die maritime Atmosphäre zu genießen.
Der vorliegende Artikel entstand in Kooperation mit dem „Stadtgeschichtlichen Museum der Hansestadt Wismar“ und reflektiert die individuelle Auffassung von KÜSTENFREUND.